Meine BurgmanBurgman

Fahrzeit Juli1999 bis Februar 2002
Gekauft mit km-Stand 11000
Fahrleistung 8000 - 11000 km/a, insgesamt 25000 km.

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Inhalt


Allgemeine Beschreibung

Leider habe ich von meiner Burgman so gut wie keine Fotos gemacht; das ärgert mich jetzt, aber was soll's.
Die Burgman ist ein Roller der Luxusklasse, ich hatte die etwas schwächere Version mit "nur" 250ccm. Wenn man sieht, dass ich von der Yamaha Beluga her komme, dann ist das ein Aufstieg um 2 Klassen. Platz ohne Ende, das Fahrwerk und erst der Wetterschutz! Innerhalb kürzester Zeit wurde die Burgman zu meinem wichtigsten Fahrzeug. Wenn man den Urlaub von den Fahrleistungen beim Auto abzieht, dann bin ich mit der Burgman mehr unterwegs gewesen, als mit dem Auto. Bei meiner Begeisterung (selbst jetzt noch, nachdem ich die Burgman nicht mehr besitze) weiß ich nicht, wo ich mit der Beschreibung anfangen soll.

Burgman von vorneAlso beginnen wir mit der Karosserie: Meine Burgman war dunkelgrün, eine Farbe, die es für die Burgmänner jetzt nicht mehr gibt. Eines schon einmal vorweg: Die Karrosserie und vor allem die Kunststoffteile sind außerordentlich gut verarbeitet und passgenau. Von vorne gesehen ist sie imposant und breit. Anfänglich wurde man von Motorradfahrern gegrüßt, bis sich herumgesprochen hatte, dass es jetzt auch große und schöne Roller gibt. Ich mit meinen 185cm Größe sitze mit dem Helm im Wind, der Rest ist geschützt. HandprotektorenDamit die Handschuhe nicht so nass werden, habe ich mir noch Handprotektoren zugelegt. Damit ausgerüstet wird man bei Regen nur noch am Helm und den Schultern sowie den Armen herunter nass. Die Socken bleiben schön trocken.
Im Handschuhfach kann man ein paar Kleinigkeiten verstauen. Unter der Sitzbank hat es sehr viel Platz: Für einen Integralhelm und Zusatzutensilien. Alternativ passt auch eine große Aktentasche rein. Die neueren Modelle haben sogar Platz für 2 Integralhelme.
Die Sitzbank ist sowohl für kleine Menschen (niedrige Sitzbankhöhe) als auch für große Menschen (viel Platz um die Beine auszustrecken) geeignet. Nur eines fand ich nicht so gut: Die Fläche, wo der Fahrer die Füße ganz vorne drauf stellt, ist etwas schmal und man muss seine Füße immer konzentriert stehen lassen, damit sie nicht zur Seite wegrutschen. Der Beifahrer hat auf der Bank dermaßen viel Platz, dass man fast zu dritt fahren könnte. Nur die Beinposition ist nicht so toll. Dafür fanden meine Frau und meine 2 Kinder die Sissibar (Lehne) toll und wollten sie nicht missen.
Wenn man viel im Herbst oder Frühling fährt, dann wird die Kiste natürlich ganz schön schmutzig. Bei der Burgman litt der Auspuff sehr darunter (innerhalb weniger Tage konnte man die Farbe des Auspuffs nur noch erahnen). TankeinfüllstutzenAußerdem war bei km-Stand 20000 hinter dem Vorderrad unterhalb des Kühlers keine Farbe mehr, da der Steinschlag alles entfernt hatte (Prinzip "Sandstrahlen"). Ach ja, die intensive Beaufschlagung des Auspuffs mit Wasser führte dazu, dass die Halterung der Chromblende vom Auspuff abrostete und ich die Chromblende verlor (musste geschweißt werden).
Der Tankeinfüllstutzen liegt zwischen den Beinen. Den Tank richtig voll zu bekommen war immer ein Akt, da irgend etwas mit der Belüftung faul war. Man musste den Roller während des Tankens immer schaukeln, um den Tank voll zu bekommen; in meinen Augen ganz schöner Mist.
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Technische Daten

Modell: Suzuki AN250 Burgman
Da ich nur noch sehr wenig Unterlagen habe und meine Version jetzt nicht mehr gebaut wird, sind die Angaben leider recht lückenhaft.

Motor:
Wassergekühlter Einzylinder Viertakter mit zwei Ventilen, angetrieben durch eine obenliegendende Nockenwelle (Kipphebel).
Hubraum 249ccm
17 kW / 23 PS bei 7750 U/min
Vergaser mit automatischem Joke
kein Kat

Elektronik:
12V Lichtmaschine
H4-Scheinwerfer vorn
Transistorzündung
elektr. Benzinpumpe
elektr. Tachometer
Elektrostarter ohne Kickstartmöglichkeit
Temperauturabh. gesteuerter elektr. Zusatzkühlgebläse hinter dem Kühler

Fahrwerk:
vorn Federbeingabel
hinten Triebsatzschwinge mit Zentralfederbein
hydraulisch betätigte Scheibenbremsen (vorne 260 mm, hinten 210 mm)
Handbremseingriff hinten
13 Zoll Reifen auf Alufelgen (vorn 110/90-13, hinten 130/70-13)

Maße und Gewichte:
Länge 2260 mm
Höhe 1365 mm
Breite 765 mm
Radstand 1590 mm
Gewicht rd. 180 kg leer, rd. 360 kg max.

Sonstiges:
Tankinhalt 13 L
Benzinverbrauch rd. 4,4 L/100km
Höchstgeschwindigkeit 125 km/h
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Der Motor

Die AntriebseinheitDer Motor läuft sehr kultiviert und gehört bestimmt zu den angenehmsten der Einzylinder. Außer den regelmäßigen Wartungen war überhaupt nichts zu tun, sehr angenehm! Der Ölverbrauch war vorhanden (etwa 0,3 L/1000km), aber deutlich niedriger als beim letzten Roller. Der Benzinverbrauch war bedingt durch den größeren Motor und das deutlich höhere Gewicht viel höher als beim letzten Roller. Bei ganz softer Fahrweise konnte man gerade so unter die 4,0 l/100km kommen, bei zügiger Fahrweise und bei niedrigen Temperaturen waren auch schon mal leicht über die 5,0 L/100km drin. Im Schnitt bewegte sich der Verbrauch bei 4,4 bis 4,6 L/100km.
Die Fahrleistungen sind bei einer 250er natürlich deutlich besser als bei der vorherigen 125er. Eine Eigenschaft des Motors war, dass er von unten heraus nicht viel brachte, aber bei etwa 75 km/h ein plötzlicher zusätzlicher Schub kam. Das muss die Geschwindigkeit sein, bei der das automatische Getriebe bei der längsten Übersetzung ankam und somit die Motordrehzahl anstieg. Bei den höheren Drehzahlen war deutlich mehr Drehmoment vorhanden, weshalb die Burgman bei Geschwindigkeiten zwischen 80 und 110 km/h wirklich als spritzig bezeichnet werden konnte. Überholen auf Landstraßen war somit ganz gut möglich, solange es nicht berauf geht (da geht einer 250er dann doch die Puste aus). Im Stadtverkehr macht die Burgman nicht so viel Spaß, da die gewisse Power von unten heraus fehlt und der Roller doch ziemlich schwer ist. Das ist mit der 400er Burman natürlich ganz anders, aber ich hatte nunmal die 250er.
Das Getriebe war nicht gut auf die Motorcharakteristik abgestimmt (siehe auch vorheriges Kapitel). Mein Händler bot mir für eine dicke Summe eine neue Getriebeeinheit an, die auf einem höheren Drehzahlniveau arbeitet und zusammen mit der Motorcharakteristik zu besseren Beschleunigungswerten führen sollte. Mir war das zu viel Geld noch dazu, weil ich nur längere Landstraßenstrecken zu bewältigen hatte und Stadtverkehr nur untergeordnete Bedeutung hatte. Der Riemen hielt bis zum Ende durch, aber die Kupplungsrollen mussten einmal ersetzt werden, da sie Platten durch Öleintritt hatten (lange schleifende Kupplung beim anfahren).
Die Kühlung war gamz klar auf die 400er abgestimmt. Den Motor richtig warm oder gar heiß zu bekommen war kaum möglich. Nur im extrem heißen Hochsommer im Stop-and-go in der Stadt ging der Temperaturzeiger hoch und selbst da konnte das Kühlgebläse nur selten zeigen, dass es auch da war. Ansonsten blieb der Temperaturzeiger immer nur ganz knapp über "kalt".
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Das Fahrwerk

Bezogen auf die früheren Roller war das Fahrwerk und die Federung fast schon eine Sensation auf dem Rollersektor. Ein nie dagewesener Geradeauslauf mit einer Federung, die den Namen auch verdient, kombiniert mit einer Leichtigkeit in den Kurven. Die Kurvensucht der Burgman hatte nur einen entscheidenden Nachteil: Vor allem in Rechtskurven kratzte der Ständer sehr schnell am Boden und setzte der Kurvenkatz engere Grenzen als notwendig. Die Vordergabel dürfte Motorradniveau haben (abgesehen vom Reifendurchmesser), nur das Ansprechverhalten des Federbeins könnte beser sein, wie neuere Modelle von Wettbewerbern bereits bewiesen haben. Das Verhalten des Hinterrads wird eingeschränkt durch die Triebsatzschwinge, die eine große ungefederte Masse bewirkt. Außerdem ist das Zentralfederbein bei der 250er so blöd angebracht, dass man sich richtig schmutzig machen muss und zu Schraubendreher und Spezialschlüssel greifen muss, um das Federbein in seinen 5 Stufen zu verstellen. In der Praxis verstellt man das Federbein deshalb nicht und muss mehr Komforteinschränkungen hinnehmen, als notwendig.

Ein Hinterreifen hielt bei mir etwa 9000 km, ein Vorderreifen etwa 18000 km.

Die VorderradbremseDie HinterradbremseDie Bremsanlage muss man wirklich loben. Sie ist so groß dimensioniert, dass sie vorne und hinten den maximal möglichen Platz ausfüllen. Der Bedienungskomfort ist durch die Kombibremse ausgesprochen gut (die Kombibremse bremst hinten und den kleinen Bremskolben vorne geichzeitig), so dass man die Vorderbremse (betätigt den großen Bremskolben vorne) nur bei stärkeren Verzögerungen betätigt. Mit der Kombibremse gibt es so gut wie keine Nickbewegung bei ordentlichen Verzögerungswerten! Beide Bremsen werden über Handbremshebel am Lenker betätigt, wie es bei Rollern heute üblich ist. Handbremshebel und ZündschlossDes weiteren ist eine Handbremse eingebaut die so einfach zu bedienen ist, dass man sie sogar gerne an Steigungen vor Ampeln anzieht. Gedacht ist sie eigentlich dafür, dass der Roller auf dem Seitenständer stehend sich an Gefällen nicht selbstständig machen kann, was bei vollem Gepäck eine nützliche Funktion ist. Der seilzugbetätigte Hebel, mit dem am hinteren Bremssattel eingegriffen wird, ist auf dem Bild der Hinterradbremse zu erkennen. Den Bedienhebel seht ihr hier links.
Eine kleine Macke hatte die Handbremse allerdings: Man musste sie laufend nachstellen. Außerdem ist die Welle, die den Bremseingriff am hinteren Bremssattel bewirkt, so stark dem Schmutzwasser ausgesetzt, dass irgendwann Wasser eintritt und damit die Mechanik festrostet. Man kann das wieder gängig machen, ist in meinen Augen aber ein Konstruktionsfehler.
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Weitere Erfahrungen

Startverhalten:
Wenn es warm war, sprang die Burgman gut an. Wenn es kalt wurde und man tags zuvor den Roller benutzte, war das Startverhalten ebenfalls einwandfrei. Probleme gab es regelmäßig nach längeren Standzeiten (2 Wochen reichten schon). Bis man brennfähiges Gemisch im Zylinder hatte dauerte es ewig und ohne Ladegerät war man aufgeschmissen. Ich sage nur: Typisch Vergaser!! Die Startautomatik war nur ein Kompromiss und nicht für die kalte Jahreszeit optimiert. Sprang der Roller auch im Winter gut an, so hat er im Leerlauf auf den ersten 8 km echte Probleme, bis hin zum Ausgehen. Als Abhilfe erwies sich als recht praktisch, die Leerlaufdrehzahl im Winter deutlich anzuheben.

Geräusche
Auf leicht welliger Fahrbahn und bei niedrigen Absätzen kamen bis zum Schluss Klappergeräusche von der Vorderradaufhängung. Nachdem alles mögliche im Armaturenbrett "entklappert" war war nur ein bischen besser. Schuld kann nur das vordere Federbein haben, wo innen die Federn gegen das Gehäuse schlagen, oder so ähnlich. Auch der Händler wusste keine Abhilfe.

Garantieleistung
Kurz vor Ablauf der 2-jährigen Garantie (km-Stand etwa 20000) fiel der Tachogeber und der Thermostat des Kühlkreislaufs aus. Beides wurde anstandslos getauscht.
Die Alufelge des Hinterrads war vielen großen Temperaturwechseln ausgesetzt, nach der Kälte der Nacht kam die Motor- und Auspuffhitze. Die Klarsichtlackierung des polierten Aliminiums verkraftete dies nicht und blätterte immer weiter ab, bis zum Schluß fast keine Lackschicht mehr drauf war. Ich wollte diesen Mangel innerhalb der Garantiefrist geltend machen, dies wurde jedoch unter scheinheiligen Argumenten als Anwenderfehler abgetan und nicht anerkannt.

Zusammenfassung
Die Burgman war ein super Roller, der für flottes Vorankommen auf Landstraßen konzipiert ist. Man hat zwar gut zu zweit Platz, aber die Motorleistung ist nur für eine Person ausreichend. Im Stadtverkehr ist der Roller schon als träges Dickschiff einzustufen und für Autobahnen fehlt die Geschwindigkeitsreserve. Die Unterhaltskosten waren mit durchschnittlich 18 Cent/km (inkl. Wertverlust) niedrig und die Burgman war sehr zuverlässig. Der Stauraum ist für eine Person gut bemessen. Der Wetterschutz sorgt dafür, dass die Burgman als absolut alltagstauglich einzustufen ist.
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Stand: 28. Januar 2003